Hornissenkönigin im Garten – ein Problem?
Wegen ihres dumpfen Brummens macht sie den meisten Menschen Angst, dabei hat sie so interessante Facetten, die hier etwas näher beleuchtet werden sollen. In Europa ist die Hornisse das größte staatenbildende Insekt. Wie die Honigbiene, ihre kleine Verwandte, die die Hornisse zum Fressen gern hat, bilden die Hornissen eine soziale Gemeinschaft mit einer Hornissenkönigin an der Spitze.
Dennoch ergeben sich eklatante Unterschiede zum Bienenstaat. Einer davon liegt darin begründet, dass die Bienen gemeinsam mit ihrer Königin überwintern. Der Hornissenstaat löst sich dagegen Ende September bis Anfang Oktober jedes Jahr im Zuge des Abflugs der jungen Hornissenköniginnen auf.
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Steckbrief einer Hornissenkönigin
Die Hornisse (Vespa crabro) ist im Prinzip eine große Wespe und gehört der Familie Soziale Faltenwespe (Vespidae) an, hat also nichts mit den Schlupfwespen zu tun, wie manchmal irrtümlich angenommen wird.
Ihre charakteristische Färbung verrät sie ebenso gut wie ihr zuweilen als bedrohlich empfundener brummender Sound. Die Körperlänge der Hornissenkönigin kann bis 3,5 Zentimeter erreichen, die Arbeiterinnen sind mit maximal 2,5 Zentimetern etwas kleiner.
Drohnen werden maximal 2,8 Zentimeter lang. Das Gewicht der Hornissenkönigin schwankt beträchtlich, wiegt sie doch zur Hauptzeit der Eiablage etwas mehr als ein Gramm, um dann bis zu ihrem Tod drastisch auf 0,5 Gramm abzunehmen. Die Lebenserwartung der Hornissenkönigin kann bis zu einem Jahr betragen, die gemeine Arbeiterin lebt höchstens vier Wochen lang.
Die Hauptaufgabe der Hornissenkönigin ist die Vermehrung
Die junge, befruchtete Hornissenkönigin verlässt meistens während der ersten Maihälfte ihr Winterquartier, um umgehend mit dem Nestbau zu beginnen. Am Anfang steht eine kleine Wabe und die ersten Larven werden ausschließlich durch die Hornissenkönigin versorgt.
Nach ungefähr vier Wochen übernehmen ersten, neu geschlüpften Arbeitshornissen den weiteren Nestbau, die Brutpflege sowie die Wachdienste. Ab diesem Moment kümmert sich die Hornissenkönigin nur noch um ihre angestammte Aufgabe: das Eierlegen.
Im Hochsommer bringt es die Hornissenkönigin auf ungefähr 40 Eier pro Tag. Nebenbei ist eine Hornissenkönigin auch Chefin der Volksabteilung Controlling. Dies geht so weit, dass eine „orphane“ Kolonie, die ihre Hornissenkönigin verloren hat, nach wenigen Wochen zugrunde geht.
Zwar bemühen sich die verwaisten Arbeiterinnen um einen Ausgleich, indem sie unbefruchtete Eier legen, aber was diesen später entsteigt, das sind ausschließlich Drohnen, die keinen Beitrag zum Fortbestand des Volkes leisten können.
Wenn das Volk das Glück hat, von einer Hornissenkönigin regiert zu werden, hat sie bis Ende September ihre Bevölkerung auf bis zu 600 Hornissen anwachsen lassen.
Geschlüpft sind zuletzt hauptsächlich sogenannte Geschlechtstiere, das sind Drohnen und „Hornissen-Prinzessinnen“. Nachdem sich diese Jungköniginnen einige Tage lang einen guten Wintervorrat angefressen haben, verlassen sie das Nest meistens am Vormittag eines sonnigen Herbsttages gemeinsam mit den Drohnen, um sich mit ihnen zu paaren.
Im Anschluss sucht sich jede junge Hornissenkönigin, oftmals noch am Nachmittag desselben Tages, einen geeigneten Ort zur Überwinterung. Diese Eile hat einen Sinn, weil dadurch bei minimalem Energieverbrauch das Risiko sinkt, einem Beutegreifer über den Weg zu fliegen.
Die männlichen Tiere sterben kurz nach der Paarung und jede der Jungköniginnen wird im Folgejahr ein neues Hornissenvolk in einem neuen Nest gründen. Nach ungefähr einem Jahr ist die Hornissenkönigin am Ende ihrer Kräfte, ihr Sterbedatum im Monat Oktober ist recht festgelegt und leitet das Sterben der verbliebenen Arbeitshornissen ein. Damit ist dann das ganze Hornissenvolk ausgelöscht.
Umgang mit den Hornissenköniginnen
Als Plagegeister erweisen sich alle Jahre wieder die häufig vorkommenden Gemeinen und Deutschen Wespen. Beide Wespenarten haben es nämlich auf süße Speisen und Getränke abgesehen, zudem reicht ihr relativ langer Lebenszyklus von Mai bis in den November hinein. Die Hornissen sind deshalb wesentlich angenehmere Gesellen, weil sie ein ganz anderes Futterverhalten an den Tag legen und uns beim Picknick oder Grillen völlig links liegen lassen.
Ihre sogenannten „Papiernester“ errichten sie gern am Waldrand in den Höhlen von großen Laubbäumen. Allerdings sind die Menschen arg daran beteiligt, die natürlichen Nistmöglichkeiten der Hornissen immer weiter einzugrenzen mit der Folge, dass die Tiere zunehmend bewohnte Siedlungsgebiete des Menschen für sich entdecken.
Ihre Favoriten sind diesbezüglich Dachböden, Schuppen oder Scheunen. Wer ein Hornissennest in seinem Lebensumfeld entdeckt, braucht aber keine Sorge haben, dass die Tiere nun für immer bleiben. Wie oben beschrieben, wird das Nest im Oktober leer sein und im nächsten Jahr nicht wieder bezogen, jedenfalls nicht von Hornissen.
Der Aberglaube sagt: Drei Hornissenstiche töten einen Menschen, sieben Stiche erledigen ein Pferd. Das ist deshalb eine Mär, weil das Hornissengift nicht giftiger ist als jenes einer Biene oder Wespe. Im Gegenteil, die Toxizität bei Wespen und Bienen ist sogar stärker. Der stärkere Schmerz beim Hornissenstich resultiert viel mehr aus dem größeren Hornissenstachel und der Beimengung von schmerzverursachenden Substanzen, wie Acetylcholin.
Aus diesem Grunde kann ein Hornissenstich für einen Allergiker lebensgefährlich sein. Hornissen sind in Bezug auf den Menschen friedliche Insekten. Ausnahmen bestätigen die Regel. Im direkten Umfeld ihres Nestes, und weniger als vier Meter tolerieren sie nicht, wird das Nest gnadenlos verteidigt.
Provoziert fühlen sich die Tiere dann, wenn das Nest erschüttert wird, das heißt, darin herumzustochern oder den Baum zu schütteln ist eine schlechte Idee. Auch hektische Bewegungen in ihrer unmittelbaren Einflugschneise könnten überinterpretiert werden. Wer ein Hornissennest sieht, ist gut beraten, sich lieber langsam und ehrfürchtig zu entfernen.
Königin der Nacht
Hornissen sind auch nachts aktiv. Von Lichtquellen fühlen sie sich magisch angezogen. Es ist daher ratsam, an Sommer- und Herbstabenden das Fenster erst dann zu öffnen, wenn im Raum keine Lampe mehr an ist.
Aber vielleicht haben Sie ohnehin ein Fliegengitter installiert, um die Mücken draußen zu halten. Sollte sich eine Hornisse bereits in der Wohnung befinden, darf man sie auf keinen Fall jagen und totschlagen. Stellen Sie einfach außerhalb des Raums eine Lampe auf, dieser Verlockung kann das Tier nicht widerstehen.
Seit 1984 stehen Hornissen unter Artenschutz, insofern ist ihre Tötung ohnehin verboten. Falls Sie sich nicht zu helfen wissen, können Sie zum Beispiel zur Umsiedlung eines Nestes eine Fachfirma beauftragen.